Die CeBIT brummt. Ein nicht enden wollender Strom von 830.000 Besuchern wälzt sich durch die zum Bersten vollen Messehallen. 8.106 Aussteller sind nach Hannover gekommen und hoffen auf gute Geschäfte. Junge Vorstände von Unternehmen, die erst noch beweisen müssen, dass sie Geld verdienen können, lassen sich per Hubschrauber auf das Messegelände fliegen. Bezahlt mit Risikokapital. Es ist Party. Es ist 2001. Die Ernüchterung wird bald folgen…
2009: Halle 1, einst das Flaggschiff des großen CeBIT-Rummels, ist geschlossen. Das Messegelände ist überschaubarer geworden. Dank kostenloser Ticketes im Internet – was sich auch unter Schülern, Hausfrauen und Rentnern rumgesprochen hat – kommen immerhin noch um die 400.000 Besucher. Die Messe geht nur noch von Dienstag bis Sonntag. Es gibt reichlich Unterkünfte und viel Platz in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Vor ein paar Jahren noch undenkbar. Wie jedes Jahr ist die Deutsche Messe zufrieden und sieht, dass ihr Konzept aufgegangen ist. Und sicher haben die Verantwortlichen einiges getan, um die Messe zeitgemäßer und attraktiver zu machen. Sicher ist auch einiges der Wirtschaftskrise geschuldet. 4.300 Aussteller sind noch vor Ort. Viele Dickschiffe haben ihre Standflächen nochmals deutlich reduziert. Trotzdem sorgt das zunehmend themenzentrierte Ausstellungskonzept für mehr Austausch und in einigen Hallen ist durchaus etwas los. Andere sind verwaist. Die Konsequenzen daraus werden wir in diesem Jahr sehen.
Nicht nur die CeBIT hat mächtig Federn gelassen. Andere Messen sind ganz von der Bildfläche verschwunden. Es ist nicht nur die Wirtschaftskrise – auch in Boomzeiten waren die Besucherzahlen vieler Messen rückläufig – es ist eine Messekrise. Gleichzeitig gewinnen Hausmessen mit geschlossenen, themenzentrierten Konzepten und homogenen Zielgruppen an Zulauf.
Die Messkrise mag viele Ursachen haben. Die CeBIT ist zum teil ein Opfer der Technologien geworden, die in den Boomjahren ihre Kassen klingeln ließen. Dank der neuen Medien und des Internets sind Informationen immer und überall verfügbar. Keine Company kann es sich mehr leisten, bis zur CeBIT zu warten, um neue Produkte und Innovationen vorzustellen. Denn Nachrichten verbreiten sich heute in Gedankenschnelle. Die Innovationszyklen sind rasant. Und die Konkurrenz schläft nicht.
Die CeBIT hat reagiert und wird interaktiver, multimedialer. Das ist sicher zeitgemäß, aber das Geld wird über Stände, Ausstellungsfläche und Eintrittsgelder verdient. Es ist gut, wenn sie ihre Plattform erweitert. Was zählt sind aber die Leute vor Ort. Eigentlich ist es logisch und vernünftig, dass die Wirtschaft eine physische Plattform für den Austausch, die Produktpräsentation und den fachlichen Dialog hat. Und das letzte Jahr hat gezeigt, das auch eine Mega-Messe wie die CeBIT unterschiedliche Nischen bedienen und einiges leisten kann. Die Großen Neuigkeiten werden aber auch in Zukunft wohl eher anderswo verkündet.
Ich bin gespannt, was die Messe in diesem Jahr bringen wird. Am 2. März heißt es also wieder: Auf nach Hannover!
Diesen Blog besuche ich ab jetzt gerne regelmäßig, gefällt mir gut – Kompliment…
Grüße
Stefan Ebersold
Netter Bericht, ich werde wohlnun auch gleich mal weiter blättern hier. Bis zum Nächsten mal.