Jetzt sucht die Cebit wieder ihr Heil in der Vermischung von Consumer- und Business-Themen. Das hat noch nie richtig funktioniert. Wer die Endverbraucher erreichen will, geht auf die IFA. Wer auf der CeBIT Geschäfstkunden ansprechen will, wird verschreckt. Und wer Software für Privatleute als Box-Produkt anbietet, der wird knallhart kalkulieren, ob sich die teure Messe dafür lohnt.
Schon rätselhaft. Eine Mega-Messe, die sich neu erfinden will, muss sich dann doch etwas mehr einfallen lassen. Und konsequenter sein. Aber warten wir erstmal ab, was die Deutsche Messe zum Ende dieser CeBIT zu verkünden hat…
Wieso ist doch klasse und ein super ausgereiftes Konzept! Da kommt vielleicht wieder richtig gute Stimmung auf bei den Business-Kunden. War vor Jahren schon mal ein echter Hit. Damals noch in Halle 1, als der DJ (ich glaube das war für Trekstor) die Halle zum Beben brachte. Ich habe damals nur nicht verstanden warum die Aussteller nicht die Messeleitung in die Halle gezerrt haben und die gefragt haben WAS DAS SOLL, denn Gespräche waren bei dieser Lautstärke nicht möglich. Aber vielleicht denken sich die Verantwortlichen, das etwas Unterhaltung bei trockenen Themen wie ERP, CRM, BI etc. durchaus angebracht ist und das, wer sich für eine solche Lösung interessiert, auch Interesse an Consumer-Themen hat.
Dem geneigten Betrachter drängt sich jedoch viel eher ein anderer Eindruck auf: Die Messeveranstalter sind hochgradig verunsichert was ihr Geschäftsmodell anbelangt. Eigentlich kann die CeBIT hier etwas gelassener sein, weil letztlich ist sie immer noch ein Schwergewicht und ein Branchentreff geblieben.Und dann kommen eben „nur“ 400.00 Besucher, aber die kommen eben und sind eine mehr als gute Ausgangsbasis. Das Problem liegt wohl darin, dass generell versucht wird, sich mit alten Methoden gegen eine neue Entwicklung zu stemmen. Das muss ins Auge gehen!
Vielleicht einmal die ganze Angelegenheit anders angehen. Schließlich sollte die erste Frage lauten, warum reist ein Messebesucher zu einer solchen Veranstaltung an statt sich via Web oder einer Hausveranstaltung zu informieren? Was will er dort erreichen und wie kann ich ihm dabei helfen? Hier bieten sich etwa Themenparks an, so dass man als Besucher nicht 5 Hallen zu einem Thema besuchen muss. Und Vortragsreihen oder Foren die den Ausdruck wirklich verdienen und einen echten Mehrwert bieten sind auch eine wirkliche Hilfe. Solange sie nicht ablaufen wie etwa in Köln auf der DMS Expo, um nur ein abschreckendes Beispiel von beliebig vielen anderen zu nennen (Firma ABC stellt ihr Produkt vor und dessen supertolle Einsatzmöglichkeiten, gefolgt von Firma DEF, GHI usw.). Dann sollte man die Interessen der Aussteller dazu packen (z.B. was kostet mich ein Lead auf einer Messe) und sich als Messegesellschaft fragen, wie kann ich das insgesamt unterstützen.
Das man hier einiges verbessern kann ist offensichtlich. Denn die Besucherzahlen gehen überall zurück, nur die Erfolgsmeldungen am Ende einer Veranstaltung bleiben gleich: Besucherrückgang egal, zufrieden sind die Aussteller immer, die Gespräche und deren Qualität waren auch stets von überragender Qualität… In München hat man zudem bewiesen, dass man sich um die Belange der Aussteller auch nicht groß kümmern muss, da kann man die Absage der kommenden Systems gut am zweiten Tag der laufenden Messe verkünden. Oh sorry, das ist ja nur passiert weil man direkt alle Ansprechpartner vor Ort hatte und mit denen dann ein noch nicht vorhandenes Konzept besprechen wollte.
Um eines zu verdeutlichen, ich glaube auch weiterhin an die Zukunft von Messen, wenn sie gut gemacht sind! Sie sind immer noch eine gute Möglichkeit sich zu einem Thema zu informieren oder einen Überblick zu gewinnen. Und die Möglichkeit eines intensiven Gesprächs mit einer Vorauswahl an möglichen Lieferanten bietet sie auch. Aber eine Messe muss eben mit der Zeit gehen und sich den neuen Gegebenheiten anpassen und darauf reagieren. Und nicht nur ständig im eigenen Saft schmoren oder mit den üblichen Verdächtigen wie BITKOM und Co. das Thema anpacken.
Aber all das ist vielleicht nach der CeBIT hinfällig, denn dann soll ja ein neues Konzept folgen. Obwohl ich da eher skeptisch bin, dass hier ein großer Wurf ansteht. Und wenn stimmt was sich andeutet, noch stärker auf Privatkunden zu setzen, dann wird es wirklich schwer optimistisch in die Zukunft zu sehen. Aber zumindest jetzt heißt es ja noch, man sieht sich in Hannover.
Lieber Kanzlerblogverfolger,
wer so durchdachte und meinungsfreudige Kommentare hinterlässt, könnte eigentlich glatt selber bloggen. Aber Recht hast Du. Ich bin wirklich gespannt was da noch auf uns zukommt. Letzten Endes glaube ich, kann es nur zwei Messen geben, um allen gerecht zu werden. Ob dann auch auf beiden CeBIT draufsteht, das steht auf einem anderen Blatt…
P. S.: Der Medienkanzler hat nächste Woche ein paar Tage Sendepause. Willst Du übernehmen? Mein ich ernst!