Die letzten Vuvuzelas sind verklungen. Paul hat seinen Pokal bekommen und geht in den Ruhestand. Das politische Berlin hat sich in den Urlaub verabschiedet, genauso wie unsere Fußballprofis. Klammheimlich und scheinbar ein bisschen verschämt. Denn die Deutschen wollen natürlich immer die ersten sein.
Ein paar Radler strampeln noch auf der Tour de France. Aber wen interessiert die schon noch, seit da nicht mehr gedopt wird. So kommt man nicht zu Höchstleistungen. Na, und in NRW wird noch ein bisschen rumgewählt. Aber das zieht sich jetzt schon so lange hin, dass es auch nicht mehr wirklich interessiert. Genauso wie das Bohrloch, das sie jetzt vielleicht doch endlich geschlossen haben. Selbst die schrecklichsten Katastrophen entschwinden dem kollektiven Bewusstsein, wenn sie zu lange andauern. Breaking News haben eben eine kurze Halbwertzeit. So sind wir. Und die Medien sind unser Spiegelbild.
Und nun steht das Unausweichlich bevor: Das Sommerloch ist so sicher wie die Rente des Bundespräsidenten. Es schlägt die Stunde der Hinterbänkler. Der Heckenschützen. Der kleinen Rachefeldzüge. Wen wird es wohl in diesem Jahr erwischen? Die Opfer sind nicht zu beneiden.
Das Sommerloch ist aber auch eine Zeit der ausgefallenen Themen. Eine Zeit der kleinen Geschichten, die sonst in den Medien kaum eine Chance haben. Auslandskorrespondenten und Lokalreporter berichten über Sitten und Gebräuche statt über Intrigen und Skandale. Wir erleben ein wenig von der Magie des Alltags. Wir erfahren etwas über die sommerliche Kleiderordnung in amerikanischen Unternehmen und den Casual Friday. Über die Qualität der Klimaanlagen im Bahnverkehr in Italien, Frankreich und Japan. Über Blumenpiraten in Köln und, und, und… Deutschland und die Welt durchs Opernglas. Es steigen auch die Chancen, mit guter und origineller Öffentlichkeitsarbeit in die tagesaktuellen Medien zu kommen.
Fast schon eine friedliche, eine beschauliche Zeit. In den Zeitungen macht sich der Fehlerteufel breit, weil auch Lektoren und Schlussredakteure ein Recht auf Urlaub haben. Aber wen stört’s?
Hoffen wir also, dass die unausweichliche Kakofonie sich in Grenzen hält und lassen wir uns überraschen, was die Ferienzeit an kleinen Geschichten und Kuriositäten bringt.
Ich freu mich auf das Sommerloch!