Life in a Day und Love Parade: Es sollte ein Tag des Lebens und der Liebe werden….


Ich war ganz nah dran an der Love Parade. Weit genug weg, um von der Panik und dem Sterben nichts mit zu bekommen. Mit Kindern, vergnügt, unbeschwert. Nur wenige Kilometer entfernt. Die letzte Ausfahrt vor der Autobahnsperrung.

Es sollte der Tag des Life in a day-Projektes sein. Ich wusste schon seit Wochen, was ich machen wollte. Ich wollte vom Hochofen 5 im Landschaftspark Nord in Duisburg versuchen, einen Blick auf die Love Parade zu werfen und ein Video aufzunehmen. Alltagsimpressionen aus dem Ruhrgebiet vermischen mit einem Blick durchs Schlüsselloch der größten Party der Welt.

Der Blick ist mir verwehrt geblieben. Gott sei Dank. In 90 Meter Höhe haben uns Bäume (ja, es gibt viel Grün im Ruhrgebiet) und Industriebrachen den Blick auf die Katastrophe versperrt. Je nach Windrichtung haben wir nur etwas von der Musik gehört. Tatsächlich dachte ich, es könnte nicht viel los sein, sonst müsste man etwas sehen. Um 17:53 habe ich ein Bild von oben mit einem flotten Spruch auf facebook hochgeladen. Erst später habe ich gesehen, dass das Datennetz überlastet war und der Upload abgebrochen wurde. Das war wohl auch besser so. Auch die Videos werde ich wohl nicht mehr an das Projekt weiterleiten.

Blick von Norden über Duisburg zur Zeit der Loveparade

Zwei mal waren wir auf dem Hochofen. Mein Sohn, sein Freund und ich. Zwischendurch Toben auf dem Spielplatz und der Riesenrutsche. Unbeschwert eben. Beim zweiten Mal war die Massenpanik wohl schon in vollem Gange. Wir haben nichts davon mitbekommen.

Die Krankenhäuser in der Region haben schon vorab den Ausnahmezustand ausgerufen. Ich hielt es für übertrieben. Meine Frau arbeitet im Krankenhaus und ist im Einsatz. Kurz vor sieben ruft sie an. Geht’s Euch gut? Wir sind gerade auf dem Heimweg. Alles bestens, wieso? Schon elf Tote, weiß sie zu berichten. Schwerverletzte. Massenpanik. Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr.

Ich komme nach hause. Grausige Berichte im Internet. Jetzt schon 14 Tote, kurz darauf 15. Die Party geht weiter, um die Panik nicht noch weiter zu schüren. Rettungswagen aus ganz NRW auf dem Weg nach Duisburg. Überforderte Helfer, hilflose Polizei. Auf Facebook und RP online melden sich die Stimmen zu Wort, die es von von Anfang an haben kommen sehen. Andere natürlich auch.

Ich wollte ganz nah dran sein. Die Parade der Liebe irgendwie in den Tag des Lebens einbringen. So schnell kann’s gehen. Die Parade der Liebe wird zum dunklen Fleck im Tag des Lebens. Sicher, gestorben wird überall. Im Irak, Afghanistan, den Bergwerken von China und Russland, den Krisenherden in Afrika – überall dort ist es Alltag. Aber hier gehört das nicht hin. Unbeschwert sollte sie ablaufen, die größte Party der Welt. Und für die Sponsoren sollte sie sich rechnen. In deren Haut möchte ich jetzt auch nicht stecken.

Die Frage nach dem Überleben der Loveparade werden die Medien wohl in den nächsten Tagen aufbringen. Tage, in denen Duisburg wohl noch im Schockzustand verharrt. Ebenso wie die vielen Menschen, die vor Ort waren. Wie die Angehörigen der Toten. Wie all jene, die zu nah dran waren, um es schon bald irgendwie fassen zu können.

3 Kommentare zu „Life in a Day und Love Parade: Es sollte ein Tag des Lebens und der Liebe werden….

  1. Wir moechten aufgrund vieler Nachfragen nochmals darauf hinweisen, dass das Beach of Love Open Air Event wie ausgeschrieben durchgefuehrt wird. Wir haben aufgrund der bekannten Vorfälle zusaetzliche Sicherheitsmassnahmen getroffen, welche Ihr unter http://www.beach-of-love.de einsehen koennt. Wir freuen uns also darauf, Euch vom 10ten bis 12ten September in Peenemuende empfangen zu koennen. Lets party Freunde… wir lassen uns nicht unterkriegen

  2. Pingback: Medienkanzler

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