Liebe WIRED-Redaktion,
ich gebe es ja zu: Ich wollte kein Supplement der GQ kaufen und habe den Erwerb Eures Debütalbums trotz ungeduldig freudiger Erwartung bis zum Erscheinen der Einzelausgabe hinausgezögert. Das kann man mir als Nickeligkeit auslegen. Aber ich finde, Ihr habt einfach eine eigene Ausgabe verdient.
Diese Woche war es endlich so weit. Ich konnte schließlich doch noch einen Zeitschriftenhandel finden, der die erste deutsche Ausgabe der WIRED hatte. Mittlerweile gibt es ja schon eine Menge Rezensionen. Aber das hatte ich dann doch nicht erwartet. Das ganze Getrommel im Vorfeld – reines Understatement. Ein großartiges Magazin habt Ihr da geschaffen. Ein Kulturgut. Und das soll uns bitte, bitte lange erhalten bleiben!
Ich habe das Heft aufgesogen bis zum letzten Buchstaben. Diese wundervolle Mischung aus Technik, Wirtschaft und Lifestyle. Das phantastische Layout. Einfach stimulierend. Die Leichtigkeit, mit der das Magazin daherkommt. Und dann: Der Inhalt, die Qualität der Beiträge, die vielen kleinen Feinheiten die durchblicken lassen, dass da jemand ein ganz neues Formt geschaffen hat. Zum Beispiel, wenn einzelne Artikel ein so eigenständiges Layout bekommen, dass sogar die Seitenzahl auf eine andere Position wechselt. Und trotzdem fügt sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen.
Jeder einzelne Beitrag ist lesenswert, und alle Autoren scheinen zur Höchstform aufzulaufen. Internet-Ikonen wie Jeff Jarvis und Gunter Dueck zeigen sich von ihrer besten Seite: Jarvis‘ Beitrag über Johannes Gutenberg als Schutzpatron des Silicon Valley lässt ahnen, welche Bewegung die Erfindung des Buchdrucks seinerzeit in die Gesellschaft gebracht hat – und welche historischen Umbrüche wir gerade dank der Internetrevolution erleben und noch erleben werden. Gunter Dueck findet ganz neue Antworten auf die Frage, ob man alles wissen muss oder ob es ausreicht, zu wissen wo man suchen muss. Und wer möchte ihm nicht zustimmen wenn er sagt, dass es nicht reicht viele Rezepte zu kennen, um ein guter Koch zu sein.
Viele andere großartige Beiträge finden sich in dem Magazin. Richard Gutjahr berichtet über seine Erfahrungen in Israel und zeichnet ein Bild, das wir so aus den Medien noch nicht kennen. Ein Bericht verführt zu einer Reise in die dunklen Tiefen des Internets. Im Stil eins Wimmelbilds wird die Technik und Logistik des Oktoberfests erklärt und, und, und. Ja, und dann gibt es natürlich die Titelgeschichte über deutsche Geeks und Berliner Startups, durch die unsere Bundeshauptstadt sich langsam zu einem europäischen Silicon Valley gemausert hat. Hat man ja schon drüber gelesen – aber noch nie so spannend, eingängig und lebensnah.
Kurz und bündig: Ein einziges Lesevergnügen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass es weitergeht. Eine deutsche WIRED ist in dieser Form eine echte Bereicherung für unsere Medienlandschaft. Und das bestimmt nicht nur als App. Also, liebe WIRED-Redaktion: Bitte, bitte weitermachen! Ich nehm sofort ein Abo.
Herzlichen Dank für das Lob!