Türe #19: Neckische Bücher


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Bild: Uschi Roebers

Bücher sind kleine Diven. Sie wollen umschwärmt, umgarnt und erobert werden. Sie spielen ihren Besitzern gerne kleine Streiche. Und je inniger die Beziehung zwischen Buch und Besitzer wächst, desto mehr trauen sie sich.

Manche Menschen versuchen ihnen zuvor zu kommen. Sie sortieren sie. Nach Größe und Farbe zum Beispiel. Oder alphabetisch. Manchmal sogar nach Themen und Autor. Man mag sie so gebändigt bekommen, aber selbst beim Sortieren zeigen sie gerne ihre ganze Widerstandskraft. Denn nicht alle Bücher mögen das.

Ein Bücherregal, das sich selbst überlassen ist, entwickelt ein erstaunliches Eigenleben. Manche Bücher verschwinden oft für Monate und wählen ganz sorgfältig den Moment, an dem sie wieder auftauchen. Es macht ihnen ein Heidenspaß. Andere machen sich einfach unsichtbar. Sie geben sich erst wieder zu erkennen, wenn Zeit und Leser reif für sie sind. Das ist genau der Moment, in dem der Besitzer bereit ist, die im Buch codierten Botschaften zu empfangen.

Man darf ihnen nicht böse sein. Sie sind oft neckisch. Monatelang waren die Bücher Kurt Vonneguts verschwunden. Genauer gesagt: Zwei. „Frühstück für starke Männer (Breakfast for Champions)“ und „Schlachthof 5 (Slaughterhouse 5)“. Aus Platzmangel wandern die Bücher zwischen Regal und Bücherkiste hin und her. So kommt jedes mal ans Tageslicht und jedes hat mal eine Zeit Ruhe vor stöbernden und blätternden Lesefingern. Diese Bücher waren wochenlang nicht aufzufinden. Weder im Regal, noch in der Kiste.

Am Ende sollte eine Nachbestellung weiterhelfen. Doch „Frühstück für starke Männer“ ist vergriffen. Nicht verfügbar. Monate später tauchte es dann doch wieder auf. Und es hatte so viel zu erzählen. Kurz darauf fand sich auch „Schlachthof 5“ – auf Deutsch und im englischen Original. Zwischenzeitlich längst nachbestellt, steht es jetzt doppelt im Regal. Selbst schuld, wenn man keine Geduld mit seinen Büchern hat.

An dieser Stelle sollte heute eine Passage aus Robert Sheas und Robert Anton Wilsons „Illuminatus – das Auge in der Pyramide“ kommen. Die Suche hat sich hingezogen. Zum Teil hat es damit zu tun, dass das Bild des Buches im Kopf nicht identisch mit seinem aktuellen Zustand ist. So sind die Buchrrücken der „Illuminatus!“-Triologie nicht mehr gelb, sondern verblasst. Nach und nach tauchten alle Bücher Wilsons auf. Teil zwei und drei von „Illuminatus“. „Schrödingers Katze“. „Masken der Illuminaten“. „Die Illuminati-Papiere“. Und „Cosmic Trigger“. Nur das gesuchte nicht.

Hätte es sich gleich gefunden, wäre diese Geschichte nie erzählt worden. Verrückte Bücher!

Wie angekündigt ist die Verlosung von Thilo Baums und Frank Eckerts neuen Buch „Sind die Medien noch zu retten?“ abgeschlossen. Vielen Dank an alle fürs Mitmachen. Die Mailadressen werden in den Thilo Baum Newsletter aufgenommen.

Am 24. 12.2016 wird der Name des Gewinners hier auf medienkanzler.net veröffentlicht. Viel Glück!

Morgen geht es weiter im Adventskalender mit Türe #20.

Ein Kommentar zu „Türe #19: Neckische Bücher

  1. Das kenne ich. Seit Tagen nun suche ich das Buch Die drei Pfeiler des Zen von Phillip Kapleau. Nach deiner Erklärung sollte ich einfach warten. Ich werde mich in asiatischer Gelassenheit noch üben müssen.

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