Qualitativ hochwertiger Journalismus und gut recherchierte Berichte gehören zu den Grundpfeilern unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Es gibt dazu keine Alternative. Aber wie soll er künftig finanziert werden? Die Werbeeinnahmen der Print-Titel sind seit Jahren rückläufig. Die Verkaufserlöse ebenfalls. Die Einnahmen im Online-Bereich steigen zwar, doch sind die Margen weitaus geringer als im Print.
Ist der Qualitätsjournalismus noch finanzierbar? Google gibt jetzt eine überraschend klare Antwort: Ja, aber die Zeiten der hohen Gewinnmargen sind vorbei. golem.de fasst die (durchaus logischen) Argumente von Google zusammen: „Die Margen basierten auf künstlicher Verknappung: Eingeschränkte Wahlmöglichkeiten für Werbetreibende und Leser. Mit dem Internet habe sich die Verknappung erübrigt und sei durch Überfluss ersetzt worden. Daran werde keine staatliche Regulierung etwas ändern und die Umsätze der Verlage wieder auf das alte Niveau bringen.“
Natürlich muss man das Ganze im Zusammenhang sehen: Google muss sich des Vorwurfs erwehren, mit den journalistischen Inhalten Geld zu verdienen und will sich natürlich aller Verpflichtungen und Forderungen erwehren. Doch dass Google vom journalistischen Content profitiert, lässt sich nicht abstreiten.
Und wenn die Leser für die Inhalte bezahlen? Kann man sie umerziehen? Der australische Medienmogul Rupert Murdoch hat seine Ankündigungen wahr gemacht und verlangt nun Geld für Inhalte. Das Ergebnis ist verheerend: Die Leser wandern scharenweise ab. Das Online-Angebot der Times als eines seiner Flaggschiffe hat bereits mindestens zwei Drittel seiner Leser eingebüßt. Auch deutsche Verlage planen eine Bezahl-Firewall für ihre Inhalte oder haben sie in Teilen – meistens bei der Lokal-Berichterstattung – bereits realisiert. Doch um das auf Dauer durchhalten zu können, bedarf es wohl eines Medienkartells.
Und trotzdem: Mit gutem Journalismus lässt sich offenbar nach wie vor Geld verdienen – auch im Internet. Thomas Knüwer hat kürzlich wieder einmal durchgeklickt und festgestellt, dass einige führende Internetportale wie spiegel online, RP online und andere durchaus profitabel sind oder zumindest ihre Defizite rasant abbauen. Das Internet gibt es her. Seltsamerweise ist er vor einem guten halben Jahr schon einmal zu dem Schluss gekommen, aber scheinbar wollte niemand etwas davon hören. Im „normalen“ Internet wollen Nutzer ihre Inhalte kostenlos. Daran ändert auch das iPad nichts. Google zeigt wie es geht, damit Geld zu verdienen. Und wie Thomas Knüwer nachweist, können Verlage das auch. Nur die Margen sind nicht mehr die, die sie einmal waren. Vor der dritten Medienrevolution, wie Markus Reiter es nennt.
Um im Internet mit journalistischen Inhalten erfolgreich zu sein, braucht es zunächst Investitionen. Die können vor allem erst einmal nur die großen Verlage tätigen. Und selbst dort scheuen sich viele davor. Gerade den kleinen Fachverlagen fehlt es an Mitteln, um sich auf das neue Zeitalter einzustellen. Doch sie werden es auf Dauer tun müssen. Für einige ist es bereits zu spät. Andere haben gezeigt, wie es geht: Der sicher nicht ganz so kleine und durchaus auch finanzkräftige IDG-Verlag hat sein Online-Angebot seit Jahren kontinuierlich ausgebaut. Es ist für Nutzer und Werbetreibende hoch attraktiv. Andere werden ihre Hausaufgaben noch machen müssen. Sonst können sie nur in der Nische überleben – wenn überhaupt.
Einen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Qualitätsjournalismus auch im Internet-Zeitalter könnten dennoch alle leisten, die journalistische Inhalte nicht selbstverständlich kostenlos nutzen möchten. Die TAZ hat es vorgemacht. Sie setzt auf kleine, freiwillige Zahlungen über den Micro-Payment-Dienst Flattr. Wenn sich ein gesellschaftlicher Konsens entwickeln lässt, dass Journalismus in welcher Form auch immer einen Preis hat, und jeder bestimmt, was er ihm wert ist, ließe sich vielleicht anstelle der pauschalen Bezahl-Firewall ein Weg finden, um auch die Leser an der Finanzierung des Qualitäts-Journalismus zu beteiligen.
Und Google? Google ist ein Bindeglied zwischen Internetnutzern, Werbetreibenden und Inhalteanbietern. Ein bisschen mehr Fantasie, wie man die Interessen aller unter einen Hut bringen kann, könnte man hier schon erwarten. Dann braucht es auch keine Regulierung.
Nachtrag: Vielleicht ist Print – auch als Werbemedium – dann doch noch nicht so tot, wie viele glauben oder glauben machen wollen. Zumindest wenn man der MA glauben kann.
Hierzu schreibt auch „Spießer Alfons“ einen guten Kommentar „Print wirkt“: http://off-the-record.de/2010/07/29/print-der-schlafende-riese/
Ich glaube schon, dass Qualitätsjournalismus auch weiterhin Zukunft hat, wenn auch wahrscheinlich in anderer Art und Weise. Der Journalismus wird sich aufgrund der Entwicklungen durch die Online-Angebote verändern müssen. Denn seine Stärke ist die Einordnung von Sachverhalten. Neuigkeiten finde ich im Netz schnell und günstig, ob immer korrekt ist eine andere Frage. Aber hier sind Redaktionen / Verlage ja auch nicht davor gefeit wie das Posting vom 20. Juli beweist. Aber was bedeutet das Thema für mich, mein Umfeld, meine Stadt oder gar die Gesellschaft im Ganzen. Hier kann der Qualitätsjournalismus seine Stärken ausspielen und die Hilfestellungen bieten, die gewünscht / benötigt werden. Und wenn das erfolgt, dann werden sich immer genug Leser finden, die bereit sind dafür ihre Geldbörse zu zücken. Ob das für die gedruckte Ausgabe oder für das Online-Pendant passiert ist dann zweitrangig. Aber ich muss mich als Redaktion / Verlag eben auch auf die Hinterbeine setzen und etwas unternehmen, auf Qualität setzen, nicht unbedingt versuchen mit Beliebigkeit zu bestehen und genug Zeit und Personal bereitstellen, um so ein attraktives Angebot auf die Beine stellen zu können. Zudem werden wie beschrieben die Margen sinken. Aber das ist nun einmal im Wettbewerb so, dass man keine Garantie hat, dass das Geschäft von heute auch morgen noch in der gleichen Art und Weise Bestand hat.
Ob der IDG-Verlag jedoch ein gutes Beispiel ist, das wage ich zu bezweifeln. Hier werden die Redaktionen der Print-Titel wie etwa bei der „Computerwoche“ ausgedünnt und Personal eingespart. Gleichzeitig wird die Erscheinungsweise nach und nach verändert. So ist der Titel „ComputerWOCHE“ mittlerweile eher ein schlechter Witz, da stetig mehr und mehr Doppel- und manchmal sogar Dreifach-Ausgaben erscheinen und der veränderte Liefertermin Montag auch nur noch äußerst selten eingehalten wird. Parallel erscheinen immer mehr Beiträge aus dem Print- auch im Online-Bereich oder manchmal sogar vorher und zwar kostenlos. So kann ich natürlich auch im Web Marge erzielen, vor allem dann wenn das Abonnement zu einem Supersonderangebot mit einer Preissteigerung von über 30 Prozent bei eingeschränkter Leistung wird. Anscheinend wäre es richtiger davon zu sprechen, dass die Printausgabe die Online-Aktivitäten subventioniert.